Südafrika 2

Aus unangenehmen Erfahrungen Kraftquellen machen, das war das Ziel dieser Reise. Nachdem Südafrika 1 durch einen Autounfall schon nach 5 Tagen zu Ende ging, war mir schnell klar, dass ich wiederkommen muss.
Nelson Mandela sagte: “Ich habe gelernt, dass Mut nicht die Abwesenheit von Furcht ist, sondern der Sieg darüber.” Und was soll ich sagen, mein Mut wurde mehr als belohnt!

Im Oktober kommen die Southern Right Whales in großer Anzahl nach Südafrika. Die Walküste, die ca. 150 km von Kapstadt entfernt,  ist das ideale Gebiet für die Wale um sich zu paaren oder zu gebären. Das war gleichzeitig die Gelegenheit liebgewordene Menschen der letzten Reise zu besuchen und mich mit eigenen Augen zu überzeugen, wie viele Wale für kurze Zeit hier auf der Durchreise sind. Ich habe es im Vorfeld nicht für möglich gehalten, doch meine Augen täuschten sich nicht, man kann wirklich mit bloßem Augen Wale beobachten. Dazu spaziert man einfach an den Klippen entlang und ganz schnell können die Augen zwischen Wellen und Walen unterscheiden.

15 Meter lang und ca. 50 Tonnen schwer, das sind wirklich richtige Kolosse. Ich habe mich verliebt in ihre Geschmeidigkeit, Verspieltheit und ihren Mut. Die Walrufe gehen einem durch und durch. Egal ob bei Tag oder Nacht, sie berührten etwas in mir für das ich keine Worte habe. Den ganzen Tag hatte ich Gänsehaut. Es ist wunderschön, die Wale so geruhsam und in Stille zu beobachten. Auf eine Klippe sitzen und zuschauen, dann wieder gemächlich weiterlaufen, ganz wie es mir gefällt und die Wale schwimmen weiter, tauchen ab, strecken ihre Flucke aus dem Wasser, hüpfen nach oben oder spielen miteinander. Wir sind verbunden und doch ist jeder bei sich.

Ein besonderes Erlebnis hatte ich im De Hoop Nature Reserve. Ich saß auf den weißen Sanddünen und beobachte wie eine Walmama ihr Junges gebärte.  Inmitten der Wellen, nahm sie scheinbar den Rhythmus des Meeres auf, drehte und wendete sich immer wieder und wurde von 2 Walhebammen begleitet. Dieses ursprüngliche Geburts-Energiefeld ist was wunderbares. Wie umständlich sind wir oft, wenn es um Neugeburten und Veränderungen in unserem Leben geht. Dann war das Walkalb da, 1 Tonne und Mama und Kind schwammen davon, folgtem dem natürlichen Lauf des Lebens.

2. Geschenk: Ich treffe eine südafrikanische Sanguma, eine Heilerin

Wer glaubt diese Heiler arbeiten mit Woodoo, der täuscht sich. Wie überall auf der Welt gibt es weiße und schwarze Heiler, das heißt Menschen, die den Frieden fördern und Menschen, die anderen schaden wollen. Dazu muss man noch nicht mal Heiler sein. Lulama wohnt im Township inmitten von 1,5 Millionen Mitbewohnern. Hier gibt es alle Arten von Unterkünften: Hütten aus Karton und Wellblech bis hin zu gemauerten Häusern. Das Township ist eine eigene Stadt. Die Bewohner haben alles vor Ort, den Gemüsehändler, genauso wie den Friseur, Schulen, Spielplätze und Sangumas. Lulama praktiziert in ihrer Wellblechhütte immer am Wochenende. Unter der Woche leitet sie eine Organisation, die allein erziehende Frauen im Township unterstützt. Auf dem Dach dieses Hauses betreiben sie Urban farming. Es wachsen rote Beete, Karotten, Lauch, Salate und Fenchel. Daraus kochen sie jeden Tag eine gesunde Gemüsesuppe für die Frauen und ihre Kinder.

Lulama ist ein anderer Mensch in ihrer Heilerhütte, sehr liebevoll, warmherzig und mitfühlend, während ich sie im Gebäude der Organisation als taffe Geschäftsführerin erlebe. Spannend dieser Rollenwechsel. Lulama erzählt von ihren Heilbehandlungen, oft sind es Frauen die der männlichen Gewalt ausgesetzt sind. Sie singt und trommelt und tanzt zusammen mit den Frauen um den Schmerz zu heilen. Außerdem verabreicht sie Kräutermedizin und spricht Heilgebete dazu. Die genau Mischung und die dazugehörenden Gebete entstehen in ihren Träumen. Jeden Tag steht sie morgens zwischen 3 und 4 Uhr auf und betet für Ihre Patienten.  Auch ich gehe mit einer abenteuerlich aussehend Mischung Kräutermedizin nach Hause.

Ganz eindrücklich erzählt sie von Ihrer Initiation zur Heilerin, unter anderem verbrachte sie mehrere Tage und Nächte in einer dunklen Höhle mit nur einem Leintuch um den Körper geschlungen. Die Heilerbegabung ist das Erbe ihrer Großmutter, ihre Stärke dafür hat sie von Ihrem Vater bekommen. Er gehört zum Stamm der Sotho, die für ihr Durchhaltevermögen bekannt sind.

3. Geschenk: Ein Alpaca erblickt das Licht der Welt

Alpacas und Südafrika – bringt man nicht unbedingt in Verbindung. Doch Linda und Stephen zu treffen ist ein Geschenk. Linda beschloß mit Mitte 50, dass es nach 30 Jahren harter Arbeit, Zeit für den Ruhestand ist. Zusammen mit Ihrem Mann verkauften sie ihre Firma und erwarben eine herunter gewirtschaftete, halb verfallene Farm um Alpacas zu züchten. Damit erfüllte sich Lindas Mädchentraum. Sie flog nach Chile kaufte 5 Alpacas und heute, 5 Jahre später leben 200 Tiere auf der Farm.

Jetzt im Frühjahr ist Geburtszeit. Entspannt sitzen wir auf der Wiese und beobachten die Geburt eines Alpaca. Kein Geschrei, keine Aufgeregtheit, die anderen schwangeren Muttertiere fressen gelassen weiter. Irgendwann schaut das Köpfchen heraus und Bella, die werdende Mama hat noch Zeit den Helfer anzuspuken. Nach der Geburt zieht sie mit ihrem Baby auf eine andere Wiese, in die Spielgruppe der Babies. Linda erlebt jede Geburt mit Muse und tiefer Freude. Mittlerweile hat sie Spinnmaschinen angeschafft um die Wolle selber zu spinnen und sich selber jeden Schritt beigebracht. Gerade organisieren sie ein großes Festival auf ihrer Farm. Ein erfüllender Ruhestand!

4. Geschenk: Der Tafelberg, eines der 7 Naturweltwunder

Der Tafelberg gehört zu jedem Besuchsprogramm. Ich war wirklich beeindruckt von diesem Berg. Das Hochwandern ist schon mühsam, dafür ist die Gondelfahrt viel zu schnell vorbei. Oben angekommen sammeln sich die Besucher um den zentralen Punkt und fotografieren. Doch viel schöner ist es das ganze Plateau zu umwandern. Plötzlich ist man alleine unterwegs, hat wunderschöne Aussichten und kann die possierlichen Dassies (Klippdachse) beobachten. Es ist schon besonders da oben, der Berg mit seiner Kraft und ich, wir schließen Freundschaft.

Wir konnten auch noch eine große Rauchwolke in Augenschein nehmen. Buschbrand und das schon im Frühjahr. Kein Wunder in Südafrika herrscht Wasserknappheit. Der Winter war trocken, die Wasservorräte konnten nicht aufgefüllt werden und so beschloss die Regierung, dass jeder Haushalt nur 40 % des letztjährigen Wasserverbrauchs zur Verfügung hat. Jeder Liter mehr wird richtig, richtig teuer. Puh, das hat mich beschäftigt. Auf einmal überlegt man sich die Hände zu waschen, die Klospülung zu betätigen und Gemüse zu waschen. Wasser wird kostbar und wertgeschätzt. Ich forsche und stelle fest, in Deutschland verbrauchen wir 120 l täglich und 1/3 dieser kostbaren Flüssigkeit wird für die Klospülung verwendet. Welch ein Luxus. Meine Gebete und die vieler anderen wurden 1 Tag später erhört, es regnet und das Buschfeuer nimmt ein Ende.

5. Geschenk: Buschmänner und Rooibustee

Die Landschaft rund um die Zedernberge soll im Frühling ganz besonders schön sein, ein Blumenteppich so weit das Auge reicht. Leider dieses Jahr nicht, die Dürre fordert ihren Preis. So folge ich den Spuren der Buschmänner, jenem Nomadenvolk, das völlig autark durch die Steppe zieht, ohne feste Behausung und mit einem 7. Sinn für Pflanzen und Tiere. Die Gemälde ihrer Urahnen, mehr als 6000 Jahre alt, finden sich in Nischen, Felsvorsprüngen und Höhlen. Die Buschmänner sind die am meisten diskriminierte Gruppe im südlichen Afrika. In einem kleinen Camp, lernen ich einige kennen und erfahre mehr über ihre Art zu leben. Nur wenige San leben heute noch auf traditionelle Art und Weise, auch deshalb weil ihnen das Land zum Leben immer wieder streitig gemacht wird. Oft werden sie in unwirtliche Steppen- und Bergregionen zurückgedrängt, trotz staatlicher Anerkennung als ethnische Gruppe.

Hier wächst auch der berühmte Rooibustee. Während eines Farmbesuches sehe ich wie dieser Tee angebaut und weiterverarbeitet wird und natürlich gibt es Kostproben. Diese Teepflanze muss einen starken Überlebenswillen haben, wenn sie in dieser Trockenheit und Hitze gedeiht. Vermutlich soll man deshalb den Tee lange ziehen lassen, damit sich alle seine wertvollen Inhaltsstoffe lösen. Der Name Buschmanntee sagt uns auch, dass es ein traditionelles Getränk der San war.

6. Geschenk: Tea Bag Designs

Jill Heyes kam vor 20 Jahren nach Südafrika und es war sehr schwer für sie die Armut, Hoffnungslosigkeit und den täglichen Überlebenskampf in den Townships zu ertragen. Lange dachte sie darüber nach, wie sie ihr Talent als Kunstlehrerin sinnvoll einsetzen konnte. Schließlich brauchte sie eine Freundin bei einer Tasse Tee darauf, etwas mit Teebeuteln zu machen. In diesem Moment wurde Tea Bag Designs geboren. Im Schuppen ihres Hauses begannen sie Teebeutel zu trocken, zu entlehren und zu bemalen. Kunstwerke wie Bilder, Taschen, Engel, Untersetzer und vieles mehr entsteht.
Heute ernährt dieser Betrieb 16 Frauen aus dem Township. Jede Frau entdeckte ihr kreatives Talent, wurde selbstbewußter und kann mit der Arbeit  ihre Familie ernähren. Ganz nach dem Motto von Eleonar Roosevelt: “A woman is like a tea-bag.  You only know how strong she is when she is put in hot water.”

“Vertrauen macht Dinge nicht einfach, es macht sie möglich!” Das habe ich auf dieser Reise gelernt!

Susanne Weikl

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