Südafrika

Wie immer, ging es um die Frage in welchem Land ich jetzt auf Seelenebene die größte Entwicklung  machen kann. Kaum hatte ich die Frage ins Universum gegeben, fiel mir ein Reiseführer von Südafrika vor die Füsse. Wie schön, dachte ich, da ist es Sommer, wenn bei uns Winter ist. Mitte Januar, 3 Wochen und am besten traditionelle Heiler treffen, so war mein Plan. Leider war der Aufenthalt nach 1 Woche zu Ende und das Treffen mit Lulama, einer traditionellen Sangoma (Heilerin) konnte auch nicht stattfinden. Zuerst dachte ich, ok dann eben kein Reisebericht. Mein nächster Gedanke war, eben gerade deshalb ein Reisebericht. Wer kann schon eine Erfolgsgeschichte erzählen wenn es anders kommt als geplant.

Die ersten 4 3/4 Tage waren gefüllt mit kräftigem Wind, wunderschönen Klippen, dem Kap der guten Hoffnung, weißen Stränden und türkis blauem Wasser.

Der 4. Tag brachte den Kontakt zum Cap Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Genau hier treffen sich der warme indische Ozean und der kalte atlantische Ozean. Das Kap der Nadeln, hier sind gefährliche Riffe, hoher Wellengang und der Wind ist allgegenwärtig. Man kann am Meer sitzen und beobachten, wie die beiden Ozeane ineinanderfließen. Mehr als 130 Schiffe liegen hier auf Grund, kein Wunder bei dieser Zauberküche der Naturgewalten.

Auf der Rückfahrt, noch sehr beeindruckt von diesem Kraftort, machte ich eine neue Erfahrung: Ein Frontalzusammenstoß mit einem anderen Auto bei Tempo 80 auf der Bundesstrasse.. Keine Zeit zu reagieren, einfach den Autopilot einschalten und sich der Situation hingeben. Den Zusammenprall spüren, außer Zeit und Raum sein für einen kurzen Augenblick, um dann festzustellen, ich atme und sitze und der Airbag ist aufgegangen. Vor Erleichterung wird mir schwarz vor Augen, doch ich entscheide mich sofort, jetzt klar und handlungsfähig zu sein. Mit dieser bewussten Entscheidung und einigen Pikopiko Atemzügen gelingt mir das.

Ich war an diesem Tag Beifahrerin und so galt meine Sorge erstmal meiner Reisepartnerin, die hinter dem Steuer saß. Auf mein Kommando, das Auto abzustellen, reagierte sie und war nach einiger Zeit in der Lage meine Frage, ob sie ihren Körper spüren könne, zu bejahen. Nach dem das geklärt war, hatte ich Zeit mich zu spüren und in mir pulsierte eine Lebensfreude, einfach als existenzielle Kraft, die uns alle am Leben hält. Es ist die pure, reine Energie der Freude am Leben, zu atmen, zu sein. Sie ist in uns, ohne Bedingungen und ich bin fest davon überzeugt, dass die aktuell vorhandene Menge an Lebensfreude in so einem Moment einen großen Einfluss auf den Verlauf hat. Pure, echte Lebensfreude ist berauschend!
Es gab für mich auch keinen Moment, wo der Hauch des Todes spürbar gewesen wäre. Das Wahrnehmen dieser existenziellen Freude am Leben veränderte mich nachhaltig. Es ist das Erfahren des Sinns meiner Existenz, dieses wunderbare Gefühl, das ich leben will um des Lebens willens. Gleichzeitig eindeutig zu spüren, das genau ist die Kraft die darüber entschieden hat, wie dieser Zusammenstoß ausgeht. Jetzt 3 Wochen später spüre ich diese Kraft immer noch ganz deutlich und sie berührt mich nach wie vor ganz tief. Es kommt mir vor, wie eine Transformation in Sekundenbruchteilen.

Ab jetzt beginnt der “Butlerservice”. Hilfreiche Passanten kümmern sich um uns und die Insassen des anderen Fahrzeugs. Alle sind bis auf Prellungen und kleinere Blessuren heil geblieben. Was für ein Geschenk! Krankenschwestern nehmen uns unter die Lupe, die Polizei kümmert sich um alles, setzt sich mit unserer Mietwagenfirma in Verbindung und nie taucht das Wort Schuld oder Aggressionen auf. Tatsächlich wissen wir es nicht. Doch viel verwunderlicher ist, wie friedlich und liebevoll wir alle einander begegnen.

Meine Reisepartnerin steht unter Schock, also bin ich gefordert, Fragen zu beantworten, Dokumente zu suchen, ihr gut zuzureden usw. Im öffentlichen Krankenhaus wird festgestellt, dass sie vermutlich das Schlüsselbein gebrochen hat und zur weiteren Behandlung ins Kreiskrankenhaus soll. Leider hat das Krankenhaus keine verfügbaren Fahrzeuge. So schlagen sie uns vor über Nacht zu bleiben oder die Inhaber unserer Pension anzurufen, ob sie den Transport übernehmen würden. Der leitende Arzt nimmt das in die Hand und Otto kommt tatsächlich die 80 km gefahren, um uns ins 100 km entfernte Kreiskrankenhaus zu bringen. Mittlerweile spüre ich die Prellungen an verschiedenen Körperstellen, doch ich instruiere meinen Körper den Schmerz zu unterbinden. Während wir auf Otto warten mache ich eine Seelenrückholung für meine Reisepartnerin und leite sie an, die Energie in Ihrem Körper stärker zum Fließen zu bringen.

Um Mitternacht bin ich mit Otto zurück im Bed and Breakfast. Meine Reisepartnerin ist gut untergekommen im Krankenhaus, alle Formalitäten sind erledigt, sämtliche Fragen beantwortet und nun kann ich durchatmen. Vor dem Einschlafen nutze ich weiter meine Heilerwissen und träume ich mir den Unfall um. Ich spüre sofort wie sich der Stress in meinem Körper reduziert. Mit dem Gefühl der Lebensfreude schlafe ich ein und nehme kaum mehr die Schmerzen wahr.

Am nächsten Tag hat Gina, die Frau von Otto, für mich eine Nachbarin engagiert, die mich zur 60 km entfernten Kreisstadt fährt, damit wir meine Reisepartnerin aus dem Krankenhaus abholen können. Was für eine wunderbare Gastfreundschaft wird mir zuteil. Später fahren wir zusammen zur Polizei, sie fordert mich auf selber zu fahren und bis ich überhaupt darüber nachdenken kann ob ich Angst habe beim Autofahren, stelle ich fest, dass ich völlig entspannt hinter dem Steuer sitze und das Vertrauen in meine Fahrkünste nach wie vor vorhanden ist. Von Unfallfolgen keine Spur.

An Abend beschließen wir vorzeitig zurückzufliegen. Die Fahrt zurück nach Kapstadt ist eine Herausforderung. Ich merke erst, wie viele Muskeln beim Autofahren bewegt werden. Ich stelle mir vor, ich wäre ein Roboter, der das Auto steuert und damit komme ich gut klar. Dankbar erreichen wir Kapstadt und der Service von Lufthansa für gehandikapte Personen ist eine tolle Sache.

Während dem Flug hole ich mir die Heilübungen aus meinem Buch “Harmonie in 3 Minuten” aus meinem Rucksack und wende sie für verschiedene Stelle meines Körpers an. Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich wieder völlig fit zu sein. 3 Tage später jogge ich wieder, mein Körper hat meine Anweisungen und Hilfestellungen wunderbar befolgt.

Ubuntu ist eine afrikanische Lebensphilosopie. Nelson Mandela ist in dieser Tradition aufgewachsen und sein Leben und Wirken ist von Ubuntu geprägt. Ubuntu bedeutet Menschlichkeit, gut für sich sorgen und sich als Teil des Ganzen betrachten. Ubuntu verkörpert Gastfreundschaft in vollendeter Form. Dieses Ubuntu wollte ich in Südafrika hautnah erfahren, deshalb wollte ich auch eine Heiler in den Townships treffen. Nun habe ich durch den Unfall Ubuntu auf eine sehr nachhaltige und eindrückliche Weise erlebt. „I am what I am, because of who we all are! Die Quintessenz von Ubuntu. Diese Erfahrung hat mich nach vorne katapultiert.

Nach einem Tag des traurig sein und dem Gefühl aus dem Paradies recht unsanft ins Winterdeutschland zurückgeholt worden zu sein, ging ich dem Gedanken nach, dass in diesem Erlebnis ein Geschenk steckt. So fragte ich meine Seele, was ich in Deutschland zu tun hätte, was in Südafrika nicht möglich gewesen wäre. Sie sagte mir: “Schreibe”. Ich fing an zu Schreiben, ohne Ahnung worüber und schnell wurde mir klar, ich schreibe an meinem 2. Buch. Ohne diese Erfahrung wäre das nicht möglich gewesen. Mein 2. Buch handelt davon, wie man mit seiner Seele spricht. Jetzt sage ich, danke für dieses Geschenk. Der Unfall hat mein Leben verändert, mich wachsen lassen und mir neue Freunde geschenkt. Ubuntu!

Ich möchte alle, die meinen Bericht lesen, daran erinnern, wie machtvoll wir sind und wie sehr unsere Einstellung zu den Dingen, den weiteren Verlauf beeinflussen kann.

Susanne Weikl

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